Knapp 70 Euro. So viel kosteten Stoff, Garn, Gummiband und Kordel für Peters selbstgenähte Leinenhose. Noch im Laden fing ich – nicht zum ersten Mal – an, darüber nachzudenken, wie es möglich ist, Hosen zu Discountpreisen von 10 Euro anzubieten, wenn das bei weitem nicht einmal die Kosten für den Stoff deckt. Von Betriebs-, Transport- und Werbekosten ganz zu schweigen.
Warum mir das wichtig ist? Weil diese Diskrepanz nicht allein mit großen Bestellmengen, minderwertiger Qualität und schlanken Verkaufsstrategien zu erklären ist, sondern widerspiegelt, welchen Wert wir der Arbeit und der Leistung, die hinter einem Produkt stehen, beimessen. Mehr noch: Wir nehmen dafür schlechte Arbeitsbedingungen, Dumpinglöhne, fehlenden Gesundheitsschutz und Umweltverschmutzungen in anderen Ländern dieser Welt in Kauf. China, Indien und Bangladesch erscheinen uns weit weg – aber Tausende Kilometer Entfernung sollten uns nicht vormachen, es ginge uns nichts an. Wir leben in einer globalisierten Welt und wollen uns die Vorteile zunutze machen. Vor den damit einhergehenden Problemen dürfen wir uns deshalb nicht drücken – selbst wenn oder gerade weil es keine einfachen Lösungen dafür gibt.
Die Antwort heißt sicher nicht, nur teuer oder „Made in Germany“ zu kaufen. Ein hoher Preis ist schließlich kein Kriterium für fair produzierte und gehandelte Kleidung. Und was ist mit denjenigen hierzulande, die sich all das nicht leisten können? Nachhaltigkeit und Verbraucherbewusstsein darf kein Privileg von Gutverdienern sein. Wir alle sollten darüber nachdenken, in welcher Welt wir morgen leben wollen. Denn solange wir nicht ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Wirtschaften von der Textilbranche einfordern, werden sich die Investitionen in Mensch, Umwelt und Gesundheit weiterhin in Grenzen halten. Das ist zwar billiger, die Welt wird dadurch jedoch nicht schöner. Nichts Neues, ich weiß. Aber es wird sich auch nichts ändern, wenn wir uns nicht immer wieder daran erinnern.